MANIFEST

Zielformulierung des FreieSzeneNbg e.V.

Vorwort

Der Verband der freien Darstellenden Künste hat den Grundsatz alle Akteur:innen in den Darstellenden Künsten, die ihren Arbeitsschwerpunkt in der Metropolregion Nürnberg haben unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung und Alter gleichermaßen zu fördern und für deren:dessen Interessen einzutreten. Durch ein besonderes Augenmerk auf Diversität soll eine Kulturszene unterstützt werden, die die kulturelle Vielfalt innerhalb unserer Gesellschaft widerspiegelt. Wir erklären uns mit der Mitgliedschaft bereit, im Austausch miteinander und anderen Kulturschaffenden der Stadt Nürnberg solidarisch, kooperativ, wertschätzend und respektvoll aufzutreten. Die Vielzahl unterschiedlicher Stile und Formsprachen sehen wir als Potential einer diversen und differenzierten Szene. Sie möchten wir als Inhalt des Austausches und der Kritik fördern und setzen uns den Anspruch eines konstruktiven und wertschätzenden Dialogs. Unser Ziel ist es Informationen, die für den Produktionsprozess nützlich sind, miteinander zu teilen und anderen Kulturschaffenden zugänglich zu machen.

Der Vorstand des Verbands setzt sich die Aufgabe, den Mitgliedern gegenüber transparent und im allgemeinen hierarchiefrei zu agieren.

 

Kurzziele

  1. Projektförderung der freien Szene

    Aufgrund der Unmöglichkeit durch die bayerische Kulturförderung finanziert zu werden, ist das Konzept eines Zuschusstopfes für Darstellende Künste zu überprüfen und zu reformieren. Durch Knappheit der Mittel ist eine zu hohe Arbeitsbelastung jeder:jeder Einzelnen in vielen unterschiedlichen Projekten notwendig, um ein Mindestmaß an Lebensunterhalt erreichen zu können, worunter Produktionsbedingungen enorm leiden. Eine bessere Finanzierung einzelner Produktionen kann jedoch längere Arbeitsphasen und damit eine höhere Qualität künstlerischer Produkte gewährleisten und damit die Kulturlandschaft diverser und origineller gestalten.

  • Konkrete Vorschläge zur Aufstockung der Töpfe:
Der Topf „Freie Szene Tanz und Theater“ muss bestenfalls um 200.000€ auf 330.000€, mindestens aber verdoppelt werden.
Der Topf „Kinder- und Jugendtheater“ ist mit aktuell 30.000€ zu klein, um mehr als eine Produktion pro Jahr finanzieren zu können. Über das Angebot der etablierten Kinder- und Jugendtheater hinaus die Möglichkeit zu schaffen, z.B. mobile Angebote zu realisieren, muss durch Projektförderung ermöglicht werden.
  • Der einzige Weg professionelle Produktionsbedingungen in Bezug auf technische Ausstattung, Öffentlichkeitsarbeit oder finanzielle Unterstützung in Form von Ko-Produktionsförderung zu gewährleisten, ist aktuell Ko-Produzent:in mit der Tafelhalle zu werden. Auch im Hinblick auf andere Spielorte und die Erschließung neuer (Proben-)Räume müssen Möglichkeiten geschaffen werden.

2. Schaffen einer Infrastruktur für die freie Szene (FreieSzeneNbg e.V.)

  • Strukturelle finanzielle Unterstützung
  • Da gerade mit dem Wegfall verschiedener Räumlichkeiten für Probenmöglichkeiten (auch auf dem AEG Nordgelände) die Raumsituation in Nürnberg noch schwieriger geworden ist, möchte der Verein in Zusammenarbeit mit der Stadt Nürnberg Leerstände zur Zwischennutzung für Künstler:innen der freien Szene für laufende Projekte und Probenbetrieb zugänglich machen. Die Kommunikation mit der Koordinationsstelle und dem Projekt „Raumkompass“ wurde hier bereits aufgenommen.
  • Viele (gerade Nachwuchs-)Künstler:innen brauchen im Hinblick auf das Entwickeln von Kooperationen und Ko-Produktionsmöglichkeiten mit Veranstalter:innen, aber auch in Bezug auf die Antragstellung für Projektförderung, Unterstützung und Beratung, um von bereichsbedingten strukturellen und logistischen Hürden zu erfahren und diese nehmen zu können.
  • Für die Sichtbarkeit der freien Darstellenden Künste in Nürnberg ist es dringend notwendig, eine Möglichkeit zu schaffen, Veranstaltungen wie Premieren, Aufführungen oder auch Workshops zu bündeln und in einer Art „Spielplan“ für die freie Szene zusammenzufassen und öffentlich zugänglich zu machen.
  • Das Netzwerk soll für Künstler:innen außerdem die Möglichkeit schaffen, sich in Bezug auf Produktionsweisen, Produktionsbedingungen, Bedarf, Personal, Ressourcen und nicht zuletzt ästhetische Formen auszutauschen.

 

Mittelziele

  1. Um eine nachhaltige Struktur zu schaffen, braucht es notwendigerweise eine zentrale Anlaufstelle für Künstler:innen, die auch eine mittel- und langfristige Planungssicherheit für Projekte zunächst möglich macht. Eine feste Institution in Form eines Proben-Zentrums, das für Mitglieder der freien Szene der Darstellenden Künste zugänglich ist, leistet nicht nur die oben genannten Punkte und gibt darüberhinaus Berater:innen einen Raum für die Unterstützung der freien Künstler:innen, sondern schafft einen Begegnungsraum, an dem der oben genannte Austausch intensiviert werden kann. Dieser ist unbedingt notwendig, um ästhetische Formen und Kategorien zu reflektieren und somit einer Kulturszene überregional, national und international Relevanz zu verschaffen.
  2. Eine zentrales Ziel einer Kulturszene und deren Angehöriger muss es sein, für die wichtige und notwendige Arbeit angemessen bezahlt zu werden. Dennoch arbeiten die allermeisten Akteur:innen in der Stadt Nürnberg nicht nur unter dem, was der Bundesverband freie Darstellende Kunst als Mindestgage identifiziert hat, sondern auch unter dem, was in Deutschland erklärtermaßen als Existenzminimum gilt. Ästhetische Qualität und inhaltliche Innovation kann allerdings nur garantiert werden, wenn zumindest die Mindestgage gegeben ist, so dass nicht übermäßig auf fachfremde Tätigkeiten zurückgegriffen werden muss, die außerdem die Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse gefährden. Schon kurzfristig hat das Netzwerk hierzu eine eigene „Erklärung der fairen Gagen“ verfasst. Dass diese sich mittelfristig nicht nur in der Antragstellung wiederfinden, sondern auch von Förderstellen als Notwendigkeit anerkannt werden, muss Selbstverständlichkeit werden.
  3. Um künstlerisch ansprechende sowie anspruchsvolle Formen, Formate und damit Aufführungen kreieren zu können, ist regelmäßige Selbst-Bildung, Reflexion, Recherche und Forschung notwendig. Diese muss sich in Förderstrukturen wiederfinden.
  4. Künstler:innen benötigen die Möglichkeiten – unabhängig von festen Zeitplänen und Premieren-bezogenen Produktionszwang – künstlerisch forschen zu können, eingespielte Abläufe und Kategorien zu hinterfragen und in Konsequenz-reduzierten Arbeitsabläufen mit neuen Impulsen, Ideen und ungewöhnlichen Ästhetiken zu experimentieren.
  5. Gerade auch für Nachwuchskünstler:innen, aber für die freie Darstellende Kunst im Allgemeinen, muss die Möglichkeit gegeben sein, mit einzelnen Versuchen zu scheitern, ohne dass dieser Umstand notwendigerweise einen nachhaltig negativen Einfluss auf zukünftige Produktionen, Förderchancen und damit künstlerisches Schaffen hat.
  6. In Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen sollen weiterhin neue Räume für künstlerische Prozesse eröffnet werden. Freie Darstellende Künstler:innen schaffen hier Möglichkeiten der Zwischennutzung, die Räumlichkeiten umdeuten, als Kulturobjekte neu erschaffen und ästhetisch interessant sind. Hierfür ist allerdings die Unterstützung öffentlicher Stellen notwendig, um diese Räume ausfindig und zugänglich zu machen. Mittelfristig soll eine Kooperation entstehen, die einen zuverlässigen Austausch mit der Szene und den zuständigen Behörden ermöglicht.

 

LangzielE

  1. Auf lange Sicht kann ein Produktionszentrum als zentrale Anlaufstelle nicht nur ein Netzwerk im Hinblick auf künstlerischen Austausch vorantreiben, sondern auch einen materiellen Austausch im Hinblick auf Ausstattung von Produktionen unterstützen. So können zum Beispiel Kostüm und Bühnenbild, aber auch Technologien für z.B. Formate, die mit Neuen Medien arbeiten, einer breiteren Menge von Künstler:innen zugänglich gemacht und von der Szene nachhaltiger genutzt werden.
  2. In Anlehnung an andere Großstädte, bei denen ähnliche Einrichtungen zum künstlerischen Alltag gehören, soll auch in der Stadt Nürnberg in Kooperation mit dem Verband ein Produktionsbüro etabliert werden. Aufgaben dieser Einrichtungen sind es, freien Künstler:innen in Bezug auf Kulturmanagement zur Seite zu stehen und professionelle Produktionsbedingungen zu gewährleisten.
  3. Die Sichtbarkeit der freien Szene der Darstellenden Künste der Stadt Nürnberg soll mit diesen Mitteln auch national und international ausgeweitet werden und Nürnberg als Kulturstadt gefestigt werden.
  4. Auch zu diesem Zwecke und zum Zweck des überregionalen künstlerischen Austausches soll auf lange Sicht ein Festival für die freien Darstellenden Künste in Nürnberg geschaffen werden. Ein solches Event schafft die Möglichkeit für Nürnberger Künstler:innen und Gruppen in Kombination mit Produktionen von nationalen und internationalen Akteur:innen, Einblicke in ihre Arbeit zu geben und ein Forum für künstlerischen und kulturellen Austausch zu etablieren. Die deutsche und internationale Theaterfestival-Szene leistet einen wichtigen Beitrag zur Schaffung spannender Ästhetiken und zur Progression der freien Darstellenden Künste im Allgemeinen und trägt wesentlich zur überregionalen Sichtbarkeit der Nürnberger Kulturszene bei.